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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783938803738
Sprache: Deutsch
Umfang: 300 S.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der alte Mann und das kleine Kind: kein ungewöhnliches Thema. Ungewöhnlich aber ist, was Thórbergur Thórdarson daraus macht. Denn es ist nicht etwa so, daß das Kind vom alten Mann lernt, die Welt zu verstehen. Sondern der alte Mann lernt vom Kind, wie die Welt im Stande der Unschuld ist, wie sie ist ohne Lüge und Wunschdenken. Das Kind sieht, was es sieht, und sagt nur, was es sieht. Wenn der alte Mann, der Thórbergur Thórdarson selbst in seiner ganzen Exzentrik ist, das kleine Mädchen oft nicht versteht, so liegt das nicht an deren mangelnder Sprachkompetenz, sondern am prinzipiell anderen ihrer Wahrnehmung. Aber nach und nach ändert sich das, und die beiden erfahren die Welt gemeinsam. Und finden sogar heraus, wer Haukur ist und weshalb er auf die Geige geschissen hat. Das Buch ist voller Humor, und es atmet daneben eine tiefe Humanität, die sich allerdings nicht vor Polemik scheut: Thórbergur war ein äußerst streitbarer Mann. Das Buch erschien zuerst 1954 - so gut wie jeder Isländer kennt es, und das Kind, Lilla Hegga, ist längst Teil des nationalen Kulturguts. 'Ohne Thórbergur Thórdarson wäre Islands Literatur nicht das, was sie heute ist.' Kristof Magnusson 'Dieses Buch bietet das vollständigste Bild von Thórbergurs >Weltanschauung< und ist eine lebhafte Beschreibung der isländischen Gesellschaft und der Verhältnisse in der Welt der 1950er Jahre.' Pétur Gunnarsson

Autorenportrait

Thórbergur Thórdarson (1888 oder 1889 bis 1974) wuchs in dem winzigen Ort Hali im Süden Islands auf. Dort steht heute ein ihm gewidmetes Museum in Form eines Bücherregals. Neben Halldór Laxness ist er der bedeutendste Autor Islands im 20. Jahrhundert. Sein Werk umfaßt Romane, Lyrikbände, aber auch Lehrbücher für Esperanto. Auf deutsch liegt bislang wenig vor, nicht zuletzt weil er als fast nicht übersetzbar gilt. Sein Roman ISLANDS ADEL erschien 2011, übersetzt von Kristof Magnusson.

Leseprobe

Er war vielleicht der einzige Mensch auf ganz Island, der dem kleinen Menschen immer die Wahrheit gesagt hatte, wenn sie ihn etwas fragte. Er hatte sie noch nie angelogen. Manchmal flüchtete sie sich zu ihm, wenn ihr kleiner Kopf sich nicht getraute, der Schlauheit der Welt ins Auge zu schauen. Dann war Sobbeggi Opa die Notlandung, und sie fragte: 'Ist das wahr, Sobbeggi Opa?' Sobbeggi Opa erklärte ihr jeweils, wie es sich tatsächlich verhielt, und sie war ihm unendlich dankbar dafür. Doch in letzter Zeit war es mehrmals vorgekommen, daß der kleine Mensch Sobbeggi Opa geradeheraus widersprach, wenn er ihre Fragen nach wahr oder unwahr beantwortete. Als Sobbeggi Opa sagte: 'Ja, das ist wahr', da antwortete der selige kleine Mensch: 'Nein, das ist nicht wahr.' Wenn er sagte: 'Nein, das ist nicht wahr', antwortete sie: 'Aber natürlich ist das wahr.' Aber das kam nur vereinzelt vor. In diesen Antworten des kleinen Menschen hörte Sobbeggi Opa das Rauschen der Quelle des großen Leidens der Menschheit. Oder wollte sie nicht aufhören, Sobbeggi Opa auszufragen, weil sie nach der Wahrheit suchte? Fragte sie nicht auf die Art, um das bestätigt zu bekommen, was sie für wahr oder unwahr hielt? Die kleine Wahrheitssucherin, von der Sobbeggi Opa geglaubt hatte, daß sie immer wie Gott bleiben würde, war dabei, sich in eine Wunschdenkerin zu verwandeln. Das, von dem sie sich wünschte, daß es wahr oder unwahr sei, mußte wahr oder unwahr sein. Sie wurde allmählich wie die großen Leute. Sie begann, in ihre Rolle im großen Trauerspiel der Menschheit hineinzuwachsen.

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