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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783630871851
Sprache: Deutsch
Umfang: 432 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 22.2 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Am Anfang hängt in einem abgetakelten Bahnhofsviertel ein Mann kopfüber von einem Klettergerüst. Sein Name ist Abel Nema, und man sagt ihm nach, ein Genie zu sein. Doch was nützt das, wenn sich einmal ein Leben derart verändert hat, daß sich nichts und niemand mehr am richtigen Ort befindet - am allerwenigsten man selbst. Zuerst verschwindet der Vater spurlos, dann, nachdem Abel ihm seine Liebe erklärt hat, der Jugendfreund, und schließlich bricht in seinem Heimatland auch noch ein Bürgerkrieg aus - seitdem sitzt er im Westen fest. Immer wieder nimmt er Anlauf, Herr über sein Schicksal zu werden, versucht sich als Lehrer und als Landstreicher, und am Schluß sogar als Ehemann. Er wird, und nicht nur einmal, geliebt, dennoch: 'Eines Tages ist der talentierte Mensch, der ich bin, einfach verzweifelt.' Terézia Moras erster Roman ist angelegt als ein Prosa-Labyrinth von seltener Sprachkraft und einem ausgesuchten Reichtum an Bildern, der in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seinesgleichen sucht. Sie erzählt den Höllentrip eines entwurzelten und wortlosen Mannes, für den es am Ende doch eine Erlösung geben wird.

Autorenportrait

Terézia Mora wurde 1971 in Sopron, Ungarn, geboren. Sie lebt seit 1990 in Berlin und gehört zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren. Für ihren Roman "Das Ungeheuer" erhielt sie 2013 den Deutschen Buchpreis. Bereits 1999 sorgte sie mit ihrem literarischen Debüt, dem Erzählungsband "Seltsame Materie", für Furore. Für diese Erzählungen wurde sie u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschien bei Luchterhand der Band "Nicht sterben" mit ihren Frankfurter Poetikvorlesungen. Terézia Mora zählt außerdem zu den renommiertesten Übersetzern aus dem Ungarischen.

Leseprobe

Wovon ich rede, sind herzzerrei?nde undoder komische Geschichten. Extremes und Skurriles. Trag?dien, Farcen, echte Trag?dien. Kindliches, menschliches, tierisches Leid. Echte Ergriffenheit, parodierte Sentimentalit? skeptischer und ehrlicher Glaube. Katastrophen selbstverst?lich. Natur- und andere. Und ganz besonders: Wunder. Was die anbelangt, ist die Nachfrage stets enorm. Wir kaufen Wunder von ?berallher. Beziehungsweise nehmen sie uns einfach. Die Wunder sind f?r uns alle da. Nicht umsonst hei?n wir die Zeit der Wunder. Die haben die M?yrer, und wir haben die Wunder. Sie verstehen. Die lateinischen L?er sind besonders ergiebig. Gutes altes Babylon. Und nat?rlich Transsylvanien. Der Balkan etcetera. Beherrschen Sie wirklich all diese Sprachen? Alle zehn? Einer, der aussieht wie Christus ohne Bart, kann kein L?gner nicht sein, was? Oder Rasputin. Rasputin ist besser. Hinter Ihrem R?cken werde ich Sie so nennen, einverstanden? Was Neues von Rasputin? Im ?rigen ist es egal, sagte der Mann, ein Redakteur, zu Abel Nema, als er ihn das erste und letzte Mal sah. Meinetwegen l?gen undoder erfinden Sie auch. Hauptsache, es ist gut. Sie verstehen mich? Gut, gut, gut. Sehr gut. Im ?rigen ist L?gen gar nicht n?tig. Das Leben ist voller furchtbarer Zuf?e und unz?barer Ereignisse. Sie verstehen. JETZT Wochenende V?gel Nennen wir die Zeit jetzt, nennen wir den Ort hier. Beschreiben wir beides wie folgt. Eine Stadt, ein ?stlicherer Bezirk davon. Braune Stra?n, leere oder man wei?nicht genau womit gef?llte Lagerr?e und vollgestopfte Menschenheime, im Zickzack an der Bahnlinie entlang laufend, in pl?tzlichen Sackgassen an eine Ziegelsteinmauer sto?nd. Ein Samstagmorgen, seit kurzem Herbst. Kein Park, nur ein winziges, w?stes Dreieck sogenannte Gr?nfl?e, weil etwas ?brig geblieben war am spitzen Zusammenlaufen zweier Gassen, so ein leerer Winkel. Pl?tzliche B?en fr?hmorgendlichen Windes ? das kommt von der zerkl?fteten Stra?nstellung, so ein soziales Gebiss ?, r?tteln an einer h?lzernen Scheibe, einem alten oder nur so aussehenden Kinderspielzeug, das am Rande der Gr?nfl?e steht. Daneben der frei schwebende Tragering eines M?lleimers, der Eimer selbst fehlt. Einzelner Abfall liegt im nahen Gestr?pp, das es in Anf?en von Sch?ttelfrost loszuwerden versucht, aber es fallen meist nur Bl?er klappernd auf Beton, Sand, Glasscherben, ausgetretenes Gr?n. Zwei Frauen und wenig sp?r noch eine, auf dem Weg zu oder von der Arbeit. Schneiden hier die Ecke ab, trampeln ?ber den Trampelpfad, der das Gr?n in zwei Dreiecke teilt. Eine der Frauen, eine Korpulente, zieht im Vorbeigehen zwei Finger ?ber den Rand der h?lzernen Scheibe. Der Scheibenfu?quietscht auf, es h?rt sich an wie der Schrei eines Vogels, oder vielleicht war es wirklich ein Vogel, einer von den Hunderten, die ?ber den Himmel ziehen. Stare. Die Scheibe dreht sich torkelnd. Der Mann habe auch irgendwie wie ein Vogel ausgesehen, oder eine Fledermaus, aber eine riesige, wie er da hing, seine schwarzen Mantelfl?gel zuckten manchmal im Wind. Zuerst dachten sie, sagten die Frauen sp?r aus, jemand h?e nur seinen Mantel dort vergessen, auf dieser Teppichklopfstange oder was das ist, ein Kletterger?st. Aber dann sahen sie, dass unten H?e heraushingen, wei? H?e, die Spitzen der gekr?mmten Finger ber?hrten fast den Boden. An einem Samstagmorgen zu Herbstbeginn fanden drei Arbeiterinnen auf einem verwahrlosten Spielplatz im Bahnhofsbezirk den ?ersetzer Abel Nema kopf?ber von einem Kletterger?st baumelnd. Die F?? mit silbernem Klebeband umwickelt, ein langer, schwarzer Trenchcoat bedeckte seinen Kopf. Er schaukelte leicht im morgendlichen Wind. Gr??: circa ? (sehr gro?. Gewicht: circa ? (sehr d?nn). Arme, Beine, Rumpf, Kopf: schmal. Haut: wei? Haar: schwarz, Gesicht: l?lich, Wangen: l?lich, Augen: schmal, Tr?ns?e beginnend, Stirn hoch, Haaransatz herzf?rmig, Augenbraue links tief, Augenbraue rechts hochgezogen ? ein mit den Jahren zunehmend asymmetrisch gewordenes Gesicht mit einer wac Leseprobe

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